Ich bin in einer katholischen Familie in Augsburg aufgewachsen und war von Kindesbeinen an Ministrant. Ich habe 2016 Abitur gemacht und durfte ein wunderbares Jahr im Bundesfreiwilligendienst in einer Kinderklinik im Allgäu verbringen. Anschließend habe ich dann begonnen, Jura in meiner Heimatstadt zu studieren. Parallel dazu widmete ich mich intensiv meiner Leidenschaft, dem Fußball. Von klein auf Fan des FC Bayern München, verfolgte ich fast jedes Spiel meiner Mannschaft live im Stadion – egal ob in München oder Athen. Ich war zwar weiterhin in der Pfarrjugend aktiv, in meinem Alltag spielten Gott und der Glaube jedoch keine Rolle.
Dann kam Corona. Das sorgte zwar nicht dafür, dass ich mich gleich auf die große Gottsuche machte, unterbewusst klopfte allerdings die Frage an: Wenn einem alles, worauf das Leben ausgerichtet ist, von heute auf morgen genommen werden kann, ohne dass man irgendetwas dagegen tun könnte – baut man dann nicht vielleicht auf Sand?
Weiterhin ohne unmittelbare Glaubenspraxis, aber mit neuer innerer Offenheit ging es in den Coronawinter. Ende November hatte ich einen Fahrradunfall, bei dem ich mir den rechten Unterarm brach und ins Krankenhaus musste. Als ich dort bei der Erstuntersuchung zwischen Arzt und Arzthelfer lag, war es, wie wenn eine Stimme zu mir sagt: „Werde Priester!“ In diesem Moment war klar, wie es gemeint ist und woher es kommt, aber annehmen konnte ich es nicht. Meine Gedanken waren: „Ja so etwas kann schon passieren, aber nicht mir… Ich bin doch nur ein „normaler“ Christ… Außerdem macht das doch überhaupt keinen Sinn.“ Zudem war es das Letzte, was ich wollte. Ich war mir also sicher: Ich muss mir das eingebildet haben.
Doch so leicht gab der Herr – zum Glück – nicht auf.
Kurz vor Weihnachten kam alles mit einem Schlag wieder hoch und ich wusste: Ich habe es mir nicht eingebildet und ich muss mich damit beschäftigen. Das war erst einmal belastend, doch mein Vater gab den entscheidenden Tipp: „Ob das so passiert ist und wenn ja, was das zu bedeuten hat, ist erstmal nicht so wichtig. Entscheidend ist: Gott ist immer gut und es lohnt sich immer, sich auf ihn einzulassen.“ Das habe ich unter etlichem Ringen dann auch getan. Ich habe viel in der hl. Schrift gelesen, bin in den Austausch mit einem Priester meiner Pfarrei gekommen und habe sämtliche doktrinellen und moralischen Fragen durchgekämpft. Vor allem aber habe ich angefangen zu beten. So begegnete ich Stück für Stück dem lebendigen Gott, der mich unendlich liebt und allem einen Sinn gibt.
Doch ein Problem gab es noch. Ich hatte mir immer eine eigene Familie gewünscht, wie kann Gott dann wollen, dass ich Priester werde?
Am Sonntag, den 8. August 2021, dem Gedenktag des hl. Dominikus, gab der Kaplan meiner Heimatgemeinde den Schlusssegen in der Messe auf die Fürsprache jenes Heiligen, da dieser sein Namenspatron ist. Das blieb bei mir hängen und ich informierte mich anschließend im Internet über die Dominikaner, da ich zu diesem Zeitpunkt lediglich eine Sache über sie wusste: Dass es sie gibt.
Der bereits erwähnte Kaplan vermittelte mir den Kontakt zu einem der Brüder, den er aus Studienzeiten kannte. Ich melde mich dort nicht sofort, da ja das Problem noch nicht gelöst war. Allerdings betete ich mit neuer Offenheit, ging zum ersten Mal seit der Firmung zur Beichte und betete täglich den Rosenkranz. Wenige Wochen später schenkte mir Jesus in einer unerwarteten Begegnung mit ihm die Antwort. In einer tiefen Erfahrung seiner Liebe lud er mich ein, eine exklusive Beziehung mit ihm einzugehen, um so Vater auf eine andere Art und Weise zu werden. Wie es bei Jesaja heißt: „Die Kinder der unverheirateten werden zahlreicher sein als die der Verheirateten.“ Das war das entscheidende Puzzleteil und ich hatte die innere Gewissheit: Ich werde Priester! Ich meldete mich bei dem Dominikaner, führte Gespräche und besuchte Konvente. Relativ schnell wurde mir klar: Wenn, dann so! So habe ich mein Jurastudium beendet und bin anschließend im März 2023 ins Postulat eingetreten. Am 8. August 2023 wurde ich eingekleidet und habe nach meinem Noviziat am 14. September 2024 mit zwei Mitbrüdern in Vechta die einfache Profess ablegen dürfen. Seit Oktober 2024 studiere ich Theologie an der Universität Wien. Ich bin dankbar für Gottes große Güte und Geduld mir gegenüber und bereue es keinen Tag, Ja gesagt zu haben.
Am Orden der Predigerbrüder fasziniert mich besonders die Verzahnung von kontemplativem und apostolischem Leben sowie von einfacher Frömmigkeit (Rosenkranz, Anbetung) und intellektuellem Leben (z.B. Thomas von Aquin, Albertus Magnus etc.). All das im Dienst des letzten Ziels des Ordens: Die Predigt zum Heil der Seelen.
Dank sei dem Herrn!