Traditionelles Thomasfest fand großen Anklang

Am Gedenktag des heiligen Thomas von Aquin (1225 – 1274), am 28. Jänner, luden wir wieder alle Interessierten zu unserem traditionellen Thomasfest ein. Zahlreiche Besucher kamen zur Festmesse in unsere Dominikanerkirche S. Maria Rotunda und zum anschließenden Festvortrag in den Thomassaal.

Hauptzelebrant und Prediger an diesem Festtag zu Ehren des heiligen Dominikaners und Kirchenlehrers Thomas von Aquin war Benediktinerabt Nikolaus Poch vom Wiener Schottenstift. Die Einladung, dem Gottesdienst in Gedenken an Thomas von Aquin vorzustehen, bedeute Abt Nikolaus zum einen eine große Ehre, so der Abt in seiner Predigt, zum anderen sei sie ihm Anlass, sich wieder mit der Persönlichkeit unseres großen Ordensheiligen und seinem Werk zu beschäftigen. Der Abt erinnere sich etwa daran, was er im Theologiestudium über „diesen überragenden Gelehrten“ gelernt habe, zum Beispiel die Quinque Viae (Fünf Wege; Anm.) der sogenannten Gottesbeweise.

„Aspekte der Wahrheit“

„Heute fällt mir auf, wie klug und stringent die Logik seiner Argumentation ist“, sagte der Benediktinerabt in seiner Predigt. „Insbesondere gefällt mir, dass Thomas nach der Darstellung der Frage die Einwände gegen seine Thesen nicht einfach pauschal beiseite wischt oder sich gar überheblich darüber lustig macht. Der große Gelehrte bemüht sich mit großer Sorgfalt, auch bei der abgelehnten Meinung Aspekte der Wahrheit aufzudecken. Es ist ihm wichtig, die Einwände der Gegner nicht runter zu machen, sondern richtig und in ihrer Stärke darzustellen. Es gibt Fälle, heißt es, da zeigt sich, dass Thomas die Position seiner Gegner sogar noch stärker gemacht hat, als diese selbst sie zu präsentierten vermochten. Für mich gehört es zur Größe seines Denkens, dass Thomas genau hinhört auf das dahinterstehende Anliegen, um es in seiner eigenen Argumentation mitzubedenken. Ein Grundzug, der auch für die Theologie unserer Tage gelten sollte – wie überhaupt für jede Wissenschaft. Genauer gesagt: für jedes menschliche Gespräch.“

Zum Ende seiner Predigt sprach Abt Nikolaus das Tagesgebet: „Gott, du Quell der Weisheit, du hast dem heiligen Thomas von Aquin ein leidenschaftliches Verlangen geschenkt, nach Heiligkeit zu streben und deine Wahrheit zu erfassen. Hilf uns verstehen, was er gelehrt, und nachahmen, was er uns vorgelebt hat. Darum bitten wir durch Jesus Christus.“

Festvortrag im Thomassaal

Auch der Einladung zum Festvortrag, der im Anschluss an die Festmesse gehalten wurde, folgten zahlreiche Interessierte in den Thomassaal. Den Vortrag hielt Dominikanerpater Prof. Richard Aquinas Schenk, der u.a. von 2011 bis 2014 Präsident der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt war und seit 2018 Gastprofessor der Universität Freiburg im Breisgau für den Arbeitsbereich Christlicher Religionsphilosophie an der Theologischen Fakultät ist. Der Titel seines philosophisch-theologischen Festvortrages lautete „Thomas von Aquin und die Frage nach seiner ursprünglichen Einsicht“. Kurz gefasste Quintessenz des Vortrags: Gott und Mensch können Freunde werden.

Gedenktag

Der 28. Jänner ist der Gedenktag des Hl. Thomas von Aquin (1225 – 1274), eines unserer großen Vorbilder.

Thomas wurde 1225 auf der Burg Roccasecca in der Nähe der Stadt Aquino geboren. Vierzehnjährig wurde er zum Studium nach Neapel geschickt, wo er den Orden des hl. Dominikus kennenlernte. Trotz heftigen Widerstandes seiner Familie entschied sich Thomas 1244, in Neapel in den Orden der Predigerbrüder einzutreten.

In Köln war Thomas Schüler des hl. Albert des Großen, der seine außergewöhnliche Begabung erkannte. Er stellte alle seine Kräfte in den Dienst der Wahrheit. Thomas formulierte die Idee des Predigerordens so: Contemplari et contemplata aliis tradere – In der Kontemplation leben und anderen die Früchte der Kontemplation weitergeben.

Papst Johannes XXII. sprach Thomas am 18. Juli 1323 heilig. Papst Pius V. erhob ihn am 11. April 1567 zum Kirchenlehrer. Papst Leo XIII. ernannte ihn am 4. August 1880 zum Patron aller katholischen Universitäten und Schulen.

Mehr über den Hl. Thomas von Aquin, den Dominikaner und bedeutenden Kirchenlehrer, lesen Sie hier.

Bei der Festmesse in der Dominikanerkirche hielt Abt Nikolaus Poch OSB die Predigt.

Foto links: Die Kapelle des hl. Thomas von Aquin in der Dominikanerkirche S. Maria Rotunda. Das Altarbild des flämischen Malers Frans Luycx (1604-1668) zeigt den hl. Thomas kniend vor einem Altar mit Kruzifix. Auf die Frage des Heiligen, ob seine Lehre richtig sei, erhält er vom Gekreuzigten die göttliche Bestätigung.

Foto rechts: P. Prof. Richard Aquinas Schenk OP hielt den Festvortrag im Thomassaal des Dominikanerkonventes.

Fotos: Dominikanerkonvent/fr. Dominicus M. Armbruster