Mit dem „gnädigen Hall des großen Raumes“

Hörgenuss der Extraklasse in unserer Kirche S. Maria Rotunda: Am Freitag, 16. Dezember, treten ab 19.30 Uhr im Rahmen der Vocumenta, dem Vokalmusikzyklus in Wiener Kirchen, Chöre und Ensembles des Konservatoriums für Kirchenmusik Wien auf. Was die Zuhörer:innen bei dem Programm unter dem Titel „Come and enlighten us“ ( „Komm und erleuchte uns“) genau erwartet, erläutert Chorleiter Manfred Länger im Interview. Seit 2002 hat er die Leitung des Chores inne. Neben seiner Lehrtätigkeit am Konservatorium unterrichtet Länger an einem Wiener Gymnasium die Fächer Musik, Kulturwerkstatt und Chor. Er ist künstlerischer Leiter der Chorakademie Kärnten und der Musikfabrik Yspertal.

Herr Länger, worin besteht für Sie das Besondere, mit einem Chor in einem Kirchenraum aufzutreten?
Das Besondere an Kirchenräumen ist einerseits das Optische, das Nicht-Alltägliche, das oft Erhabene, die Architektur und die vielen Gedanken, die in diesen Raum beim Bau und bei der Gestaltung desselben eingeflossen sind, andererseits natürlich die ungewöhnliche Akustik. Für das Singen als Chorsänger:innen ist es ganz unterschiedlich, einerseits kommt dieser „gnädige“ Hall des großen Raumes dazu, der vieles weicher und runder macht, andererseits hört man sich untereinander oft nicht besonders gut, zum Teil auch sich selber nicht. Das Spannungsfeld, das dabei entsteht, macht jede Aufführung in einem Kirchenraum zu einer interessanten Erfahrung.

Sie kennen zwar die Dominikanerkirche S. Maria Rotunda in Wien, mit einem Chor sind Sie dort jedoch noch nicht aufgetreten. Wie bereiten Sie Ihre Chöre darauf vor? Sicherlich hat doch jede Kirche ihre Besonderheit.
Man erkundigt sich natürlich im Vorfeld schon bei Kolleg:innen, die schon dort gesungen haben, über Erfahrungen mit den Eigenheiten des Klangraumes. Der Chor selbst muss sich psychisch und stimmlich „wappnen“, auf alles gefasst sein, und natürlich, im Dezember, sich warm anziehen.

Neben Werken von Felix Mendelssohn Bartholdy oder Josef Rheinberger steht auch eine Komposition von Ihnen selbst auf dem Programm. Wie verbinden Sie Ihre Gedanken mit dem Raum und der Musik beim Hören eines eigenen Werkes?
Dadurch, dass man als Chorleiter zu jeder Zeit der Aufführung die Verantwortung für die Interpretation hat und dem Chor sehr zugewandt ist, hat man nur in wenigen Momenten die Zeit, das Ergebnis anzuhören, also nachzuhören: bei Pausen, bei Unterbrechungen, und „wenn es läuft“ …
Schlussendlich werde ich mir in der Generalprobe die Zeit nehmen, zuzuhören, um das Tempo, die Balance und die Aufstellung an den Raum anzupassen. Ich persönlich hatte bei eigenen Werken immer wieder das Problem, mit dem Wissen zu dirigieren, dass ich theoretisch noch immer etwas ändern könnte, was ich bei anderen Kompositionen natürlich nicht habe. Natürlich schließt man, nachdem das Werk gedruckt und veröffentlicht ist, in Gedanken mit dieser Möglichkeit ab. Ich werde mich also bemühen, mein „Ubi caritas“ als „vollkommen“ und fertig zu betrachten ….

Das Chorkonzert steht unter dem Titel „Come and enlighten us“. Was erwartet die Zuhörer:innen?
Der Chor des Konservatoriums für Kirchenmusik erarbeitet jedes Jahr im Herbst ein neues Programm, das möglichst vielfältig ist. Stilistisch wird es also ein sehr vielfältiges Konzert, von Alter Musik (Tomas Luis de Victoria) über die Romantik bis hin zu zeitgenössischer Musik (Eriks Ešenvalds, Will Todd), die ja in Chorkreisen sehr gepflegt wird. Auch zwei Volkslieder sind dabei. Aber auch von den Besetzungen her gibt es viel Abwechslung, der Gesamtchor besteht aus ca. 55 Sänger:innen, das kleinste Ensemble aus drei.
Vom Inhalt her wird das Konzert besinnlich beginnen und zur Sammlung einladen, danach erklingen Vertonungen von Texten zur Adventszeit, im Anschluss drei Kompositionen, die die Freude des Weihnachtsfestes zum Inhalt haben, als Abschluss ertönt ein ukrainisches Weihnachtslied. 

Chor des Diözesankonservatoriums Wien

Mit dem Konservatorium für Kirchenmusik in Wien, beheimatet am Stock-im-Eisen-Platz gegenüber dem Stephansdom, bietet die Erzdiözese Wien eine Kirchenmusikausbildung auf hohem Niveau an. Unterricht gibt es nicht nur in den traditionellen Fächern wie Orgel, Gregorianischer Choral, Tonsatz, Chor oder Chorleitung, sondern auch im weiten Feld des „Neuen Geistlichen Lieds“: Gitarre, Klavier, Arrangement, Ensemble. Im Studienzweig „Lied – Messe – Oratorium“ liegt der Schwerpunkt naturgemäß auf der Gesangsausbildung.

Der Chor ist ein Bindeglied für alle Schüler:innen und tritt vor allem im Wintersemester in Erscheinung. Geistliche Konzerte werden in Wien und NÖ gegeben, Messen im Stephansdom und in anderen Wiener Kirchen gestaltet und Feierlichkeiten von kirchlichen Institutionen musikalisch bereichert.

Das Repertoire ist bewusst vielfältig, um den Schüler:innen die Möglichkeit zu geben, alle Epochen der Musikgeschichte singend kennen zu lernen.

Durch die vermehrte Anzahl an Schüler:innen, die Gesang als ihren Schwerpunkt wählen, ist es mittlerweile möglich, auch anspruchsvollere Werke der Chorliteratur zur Aufführung zu bringen.