Liebe Leserinnen und Leser,
wir Dominikaner des Wiener Dominikanerklosters wünschen Ihnen ein gnadenreiches Weihnachtsfest und einen gesegneten Übergang ins neue Jahr 2025!
Möge durch die Feier dieser Weihnachtstage etwas von dem uns verheißenen Licht auf uns übergehen, so dass wir Licht sein können in dieser Welt. Am ersten Weihnachtstag heißt es in unseren Weihnachtsmessen „Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. Er war in der Welt. Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden.“ (vgl. Joh 1,9-12)
Auch heute gilt: Wenn wir ihn, von dem Weihnachten kündet, in unserem Leben aufnehmen, wird es in uns hell werden. Jesus lebt auch hier und jetzt. Und will unser Licht sein.
Frohe weihnachtliche Grüße,
Pater Markus
Prior, Dominikaner Wien
(Das Foto zeigt die fast lebensgroßen Holzfiguren der Wiener Dominikaner-Krippe (um 1840), gefertigt im Südtiroler Grödnertal.)
Hinweis:
Am Sonntag, den 29. Dezember 2024 um 11.00 Uhr („NACHKLANG“), sowie am Montag, den 06. Jänner 2025 um 16.00 Uhr („Dreikönige“) & am Sonntag, den 12. Jänner 2025 um 16.00 Uhr („Taufe des Herrn“) gibt P. Pfr. Christoph J. Wekenborg OP jeweils eine ausführliche Krippenführung mit grundsätzlichen Erläuterungen zur Krippen-Tradition und -Symbolik sowie näherer Erklärung der Krippe unserer Kirche.
Die Teilnahme ist frei – eine Spende für die Restaurierung der Krippe wird erbeten.
IMPULS FÜR DIE 4. ADVENTSWOCHE
Advent und Weihnachten im Sommer
Sonnenschein bestimmt Advent und Weihnachten in Australien und Südafrika, denn sie liegen mitten im Sommer. Die Tage im Dezember werden auf der Südhalbkugel von der Sonne in die Länge gezogen. Im sommerlichen Advent gehen australische Familien zum Zelten an den Strand. Früher konnte man von morgens bis abends im Meer schwimmen und am Strand Kricket spielen, sogar bei Flut. Doch das hat sich im Laufe der Jahre geändert. Bei Flut am Strand Kricket zu spielen, ist nicht mehr möglich, weil die Gezeiten bis in die Dünen reichen.
Die zentralen Themen des Advents – Hoffnung, Glaube, Freude und Frieden – können zu einer täglichen Praxis der Danksagung werden und das Bewusstsein für die gegenseitige Abhängigkeit der gesamten Schöpfung schärfen. Es ist schwer, den Rückgang der Vielfalt an Pflanzen, Vögeln, Tieren und Insekten zu bemerken, wenn wir uns nicht von der Hektik und den Anforderungen des Konsumlebens zurückziehen. Die Erinnerung an eine Zeit, in der es eine größere Artenvielfalt gab, lässt innehalten, um Verluste zu beklagen und über die Folgen des Artensterbens nachzudenken. Die Dankbarkeit für das Geschenk der Schöpfung, wie wir sie an naturbelassenen Orten erleben können, mischt sich mit der Sorge über das, was auf der ganzen Welt aufgrund der Klimaerwärmung und der Umweltverschmutzung geschieht. Global zu denken und lokal zu handeln ist unsere Verantwortung.
Adventsaktivitäten für Heiligabend: Versammeln Sie Ihre Lieben um den Adventskranz. Zünden Sie zum Abschluss der Adventszeit alle vier Kerzen an und stellen Sie eine zusätzliche weiße Kerze in der Mitte in einen eigenen Kerzenhalter. Vielleicht möchten Sie folgendes Gebet sprechen:
Gott, unser Schöpfer,
Du hast uns und der Schöpfung Deine Liebe durch das Kommen unseres Erlösers Jesus Christus offenbart. Lehre uns durch die Gnade Deines Schöpfergeistes, unseren Glauben an die Menschwerdung zu feiern, die in der Schöpfung stattgefunden hat.
Jesus, Erlöser der ganzen Schöpfung, wir bitten Dich, dass Du in uns wiedergeboren wirst, während wir versuchen, Hoffnung für unseren Planeten zu hegen. Lehre uns in Deiner Nachfolge, für die Würde aller Menschen und der gesamten Schöpfung zu sorgen, jetzt und in Zukunft.
Wir beten für die Opfer der globalen Erwärmung und für alle, die in dieser Zeit unter Krieg und Katastrophen leiden. Wir beten für unsere Regierungen, dass sie im Sinne des Weltwohls handeln.
Komm, Emmanuel! Mach uns zu immer hoffnungsvolleren Menschen für eine Welt, die der Heilung bedarf.
Lass uns Teil deines Lichts der Hoffnung für die Welt sein.
Amen.
Pater Hans Ulrich Steymans OP, Studentenmagister der Dominikanerprovinz des Hl. Albert in Deutschland und Österreich
IMPULS FÜR DIE 3. ADVENTSWOCHE
Leben auf dem Weg
In der Adventszeit begeben wir uns geistig auf einen Pilgerweg, der schließlich zu Weihnachten führt. Wenn wir auf einem Weg voranschreiten, gehen wir immer in der Unsicherheit weiter, dass wir nicht wissen, wie viel wir noch gehen müssen, denn der Weg zieht sich immer weiter vor uns, als würde er sich bis zur Unendlichkeit fortsetzen. Sobald der Ausgangspunkt aus dem Sichtfeld gerät, nehmen wir nur noch wahr, dass sich unser Dasein im Zustand des Unterwegsseins befindet und nicht an einen bestimmten Ort gebunden ist.
Für unseren Advent gilt dies besonders, da wir nicht einmal über eine Karte verfügen und die auf dem Weg zu erwartenden Geländemerkmale aufgrund möglicher Überraschungen, die Gott für uns bereithält, nur ungefähr bekannt sein können. Was kann uns also auf einem solchen Weg einen sicheren Halt geben?!
Eines der wichtigsten Gebete des auserwählten Volkes, das Schma Jisrael, legt außerdem fest, dass der Mensch das grundlegende Gebot der Liebe zu Gott, das unser Herr Christus als eines der wichtigsten Gebote erwähnt, seinen Kindern lehren muss, auch wenn er auf dem Weg ist. Das auserwählte Volk kannte aufgrund der langen Wanderung durch die Wüste die Lebensweise des Unterwegsseins gut. Mit diesem Gebet richtete es seinen Blick jedoch nicht auf die Unsicherheit des Weges, sondern auf die Liebe Gottes, die ihm die Aufnahme dessen eröffnete, was ihm das Gefühl von Sicherheit geben konnte.
Die Unsicherheit, die aus der Unbekanntheit des Weges resultiert, löst sich in dem Moment auf, in dem der Wanderer sein Ziel erblickt. Denn dann hat er bereits den gesamten Weg überblickt. Von dieser Seelenhaltung spricht der 121. (Pilger)Psalm, in dem der aus der Ferne kommende Pilger den Berg Jerusalems in der Ferne sieht. Die Freude des dritten Adventssonntags wird von dieser Haltung getragen: das Erkennen des Ziels aus der Ferne und damit das Überblicken des gesamten Weges, das Gefühl des Vorankommens und das greifbare Näherkommen des Ziels. Es ist wertvoll, in dieser Woche mit dem Text dieses Psalms zu beten:
„Ich erhebe meine Augen zu den Bergen: Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde erschaffen hat. Er lässt deinen Fuß nicht wanken; dein Hüter schlummert nicht ein. Siehe, er schlummert nicht ein und schläft nicht, der Hüter Israels. Der HERR ist dein Hüter, der HERR gibt dir Schatten zu deiner Rechten. Bei Tag wird dir die Sonne nicht schaden noch der Mond in der Nacht. Der HERR behütet dich vor allem Bösen, er behütet dein Leben. Der HERR behütet dein Gehen und dein Kommen von nun an bis in Ewigkeit.“
Wie der Psalm uns vor Augen führt, wird am Sonntag der Freude („Gaudete“ – Freut euch!) deutlich, dass Gott uns auf unserem Weg leitet, beschützt und bewahrt, und auch der Schwung des erfahrenen Vorankommens stammt von Gott. So wie einst die Hirten durch die Engel und die Weisen aus dem Morgenland durch den Stern zu Jesus geleitet wurden.
Die Freude der dritten Adventswoche ist also die Freude am Reisen für uns, wenn wir erfahren, dass in unserem Leben auf dem Weg die antreibende Kraft der Nähe und Gnade Gottes der sichere Punkt ist, das heißt, dass wir in Gott nicht nur statisch, sondern sehr dynamisch und beweglich leben.
frater Attila Csáki OP, Student im Studentat der Dominikaner in Wien
IMPULS FÜR DIE 2. ADVENTSWOCHE:
Im Advent in unser eigenes Herz einkehren
Advent heißt „Ankunft“. – Und Gott kommt sowieso. Er ist vor über zweitausend Jahren als Mensch auf die Erde gekommen, hat ein ganzes Menschenleben durchlebt und ist für uns am Kreuz gestorben und auferstanden. Am Ende der Zeiten wird er wiederkommen, in Herrlichkeit zu richten und zu retten. Jeden Tag steht er vor der Tür und klopft an.[i] Er bittet darum, in unser Leben und unser Herz hereinkommen zu dürfen.
Aber ist bei uns überhaupt jemand zu Hause?
Papst Franziskus schreibt in seiner Enzyklika Dilexit nos (24. Oktober 2024): „[W]ir bewegen uns in Gesellschaft von Serienkonsumenten, die in den Tag hineinleben und von den Rhythmen und dem Lärm der Technologie beherrscht werden – ohne viel Geduld für die Prozesse, die die Innerlichkeit erfordert. In der heutigen Gesellschaft läuft der Mensch »Gefahr, den Mittelpunkt, seine eigene Mitte zu verlieren«.[ii] »Der Mensch von heute ist oft zerstreut, gespalten, fast ohne ein inneres Prinzip, das in seinem Denken und Handeln Einheit und Harmonie schafft. Vielverbreitete Verhaltensmodelle verschärfen die technologisch-rationelle oder, umgekehrt, triebmäßige Dimension«.[iii] Es fehlt das Herz.“[iv]
Vielleicht geht es im Advent also darum, dass wir aus der Zerstreuung „ankommen“ bei uns selbst, sodass Gott bei uns ankommen kann. Denn sonst geschieht, wovor der schlesische Theologe Angelus Silesius (1624 – 1677) warnt: „Wird Christus tausendmahl zu Bethlehem gebohrn / Und nicht in dir; du bleibst noch Ewiglich verlohrn.“[v]
Maria, deren Unbefleckte Empfängnis wir eben gefeiert haben, ist ein Vorbild des bereiten Herzens. Sie durfte Christus in ihrem Leib tragen und hat ihn zu Bethlehem geboren. Aber sie ist deshalb seliger zu nennen, weil sie Christus im Glauben in ihrem Herzen getragen hat.[vi] Auf ihre Fürsprache möge es uns gelingen, im Advent in unser eigenes Herz einzukehren; damit Gott bei uns ankommen kann. Er verspricht: „Siehe, ich komme bald.“[vii]
frater Dominicus M. Armbruster OP, Student im Studentat der Dominikaner in Wien
[i] „Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten und wir werden Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir.“ (Offb 3,20)
[ii] Hl. Johannes Paul II., Angelus, 2. Juli 2000: L’Osservatore Romano (dt.), Jg. 30, Nr. 27 (7. Juli 2000), S. 3.
[iii] Ders., Katechese, 8. Juni 1994: L’Osservatore Romano (dt.), Jg. 24, Nr. 24 (17. Juni 1994), S. 2.
[iv] Franziskus, Dilexit Nos. Über die menschliche und göttliche Liebe des Herzens Jesu Christi, 9.
[v] Angelus Silesius, Cherubinischer Wandersmann I 61. Gutenberg Projekt.
[vi] Vgl. Augustinus, De Sancta Virginitate 3.
[vii] Offb 22,7a.
IMPULS FÜR DIE 1. ADVENTSWOCHE:
Das Ziel kommt dir bereits entgegen
Der Mensch wird, so sehr er sich auch abmüht, mit sich selber nicht fertig und ist immerzu auf der Suche nach einem Ziel, das er aufgrund seiner eigenen Anstrengung niemals erreichen kann. Diese – einerseits dramatische, andererseits Freiheit schenkende – Dynamik des ganzen menschlichen Daseins nimmt die Adventszeit in Vorbereitung auf die Menschwerdung Gottes in den Blick. Adventus – die Ankunft verweist auf Gott, der auf uns zukommt und den wir erwarten: Kosmisch im Sinne des Wartens auf die Wiederkunft des Herrn in Herrlichkeit. Existenziell im Sinne der Ankunft Gottes bis hinein in die letzte Faser unseres Lebens.
Jesaja prophezeit: „Am Ende der Tage wird es geschehen: Der Berg des Hauses des Herrn steht fest gegründet als höchster der Berge.“ (Jes 2,2) Es geht hier freilich nicht um geologische Prognosen, sondern um eine geistige Realität: Wir haben alle unsere höchsten Berge im Leben, auf denen wir den Göttern, an die wir unsere Herzen hängen, opfern: Erfolg, Geld, Macht, Aufmerksamkeit. Haben wir diese Berge bestiegen, merken wir doch, dass wir nicht gefunden haben, wonach wir suchten. Doch am Ender der Tage – wenn Gottes adventus zu einem Hiersein geworden ist – dann, so der Prophet, wird der Berg am höchsten und wichtigsten sein, auf dem Gott verehrt wird. Kein anderer Berg mit seinen Göttern, an denen unsere Herzen hängen, wird dann noch höher sein, als der Berg mit dem Tempel, in dem Gott selber haust.
Tatsächlich müht sich der Mensch ab, mit sich selber fertig zu werden, und ist immerzu auf der Suche nach einem Ziel, das er aufgrund seiner eigenen Anstrengung niemals erreichen kann. Doch anders als bei Sisyphos, der an seiner niemals einlösbaren Aufgabe irre geht, spricht uns Gottes adventus zu: Mühe dich, aber werde nicht irre, denn das Ziel, das du selbst nicht erreichen kannst, kommt dir bereits entgegen.
frater Xaver M. Propach OP, derzeit im Studentat der Dominikaner in Wien